Einführung
Bei der Idee, ein Buch speziell über das Thema „Chart Reading“ zu schreiben, spielten verschiedene Faktoren eine Rolle:
Als ich Schlagzeug zu spielen begann, lernte ich, dass es a) Noten für die kleine Trommel gibt, b) Noten für das Drum-Set und c) Noten, um Musikstücke zu begleiten. Ich habe also zwischen verschiedenen Noteninterpretationen für das Schlagzeug differenziert. Erst nach und nach ist mir bewusst geworden, dass alle drei Notationsformen im Grunde genommen das Gleiche beinhalten: Sie geben eine Richtlinie für das Musizieren vor! Die Noten für die kleine Trommel waren klar, die Noten für das Drum-Set auch, aber bei den Noten zu den Musikstücken war nicht immer eindeutig zu erkennen, was vom Trommler verlangt wurde.
Richtig aufgefallen ist mir dies zum ersten Mal im Jugend-Blasorchester: Gerade acht Jahre alt geworden, nahm ich an meiner ersten Orchesterprobe teil. Ich stand vor der großen Trommel und las im ersten Takt, dass ich auf allen vier Zählzeiten die große Trommel schlagen sollte. Danach folgten irgendwie nur noch Striche und Hieroglyphen, mit denen ich nichts anfangen konnte. Als dann der Dirigent einzählte, „rappelte ich denn mal los“. Fasziniert von der „Kraft“ der großen Trommel und der Tatsache, dass die restlichen Mitmusiker mir alle folgten, spielte ich zur Erheiterung der übrigen Orchestermitglieder das ganze Musikstück von vorne bis hinten konstant mit Vierteln auf der großen Trommel durch und war am Ende des
Stückes „stolz wie Oskar“, dort mitgespielt zu haben.
Aber mit der Zeit begriff ich, auf was es beim Spielen nach Noten in einem Orchester ankam. Ich lernte verschiedene Notationsweisen zu deuten und auf den Dirigenten zu achten; dass ich mich als Schlagzeuger, besonders bei der kleinen Trommel und am Drum-Set, nicht so strikt an das geschriebene Notenmaterial halten, d. h. beim Nachschlag z. B. nicht immer nur stur und stupide „uff-ta-uff-ta-uff-ta“ spielen muss, sondern die Noten als eine Art musikalischen Fahrplan sehe, in den ich mich aber auch selbst einbringen darf. Die Schlagzeugnoten zeigen mir, wo es innerhalb eines Musikstückes langgeht.
[…]
Im Laufe meiner musikalischen Tätigkeiten habe ich immer wieder die unterschiedlichsten Drum Charts vorgelegt bekommen. Es waren zum Teil ausgeschriebene und notierte Drum Parts, reine Melodie-Charts (Piano-Stimme), so genannte Leadsheets, komplette Partituren, aber auch Bass- oder Bläser-Charts, zu denen ich Schlagzeug spielen musste. Mit der Zeit erfahrener geworden, gelang es mir immer besser und schneller diese verschiedenen Charts zu meistern und zu interpretieren.
[…]
Viele Schüler lernen oft eine Variante der Chart-Interpretation auswendig und stolpern dann in einer Bandsituation mit vorgelegten Noten bei einem Akzent, den sie eigentlich aus einem Play-along kennen, da jetzt die Musik, das Tempo oder die Musikrichtung anders ist – meistens, weil sie sich zu wenig mit den Grundlagen der Chart-Interpretation vertraut gemacht haben. Eigentlich komisch, da dies ja schließlich auch ein Grund ist, warum man eigentlich Noten lernt: um mit anderen Musikern vielleicht auch mal Stücke direkt vom Blatt spielen zu können!
Ich hoffe mit diesem Buch diese Lücke zu schließen und Ideen zu liefern, wie man diese Akzente vorbereiten und ausführen kann. Bedenke bitte, dass dieses Buch nur eine Stütze zur Interpretationsweise von verschiedenen Drum Charts und Akzentfiguren sein kann. Es gibt so viel mehr Möglichkeiten einen Akzent vorzubereiten und auszuführen. Stell dir selbst einen „Katalog“ von Vorbereitungsfiguren zusammen, um in den verschiedensten musikalischen Situationen gewappnet zu sein. Probiere und experimentiere viel mit den verschiedenen Akzenten und deren Ausführung herum, um deine eigenen Vorbereitungs-Fills zu kreieren.
Produktbeschreibung
Ausführliche Anleitung zum Erlernen von Rock-, Pop- und Funk-Charts
Dirk Brand, Jahrgang 1969, studierte am Percussion Institute of Technology in Los Angeles und ist Live- und Studio-Drummer für zahlreiche nationale und internationale Künstler aus dem Pop-, Jazz-, Rock- und Unterhaltungsbereich (wie z. B. Gregor Hilden Band, Gloria Gaynor, Isabell Farell, Al Copley, Jonny Rogers, Big Jay McNeely). In seinen Engagements war er auch Orchestermitglied bei verschiedenen Musicals wie z. B. Evita, Star Light Express oder Hair. Seine Lehrtätigkeit machte ihn zum Workshopautor für „Drum & Percussion“. Als Workshopleiter ist er bei Drum Camps und an Schulen tätig und Lehrer der „Modern Drum School“.
In seinem „Chart Reading für Schlagzeuger“ erklärt der Autor auf fast 300 Seiten, wie ein Schlagzeuger mit den meist nicht komplett ausnotierten Drum-Stimmen in einem Orchester oder einer Band, die nur grobe Informationen zu Musikstil, Dynamik und Akzenten beinhalten, umzugehen hat.
Bevor der Schüler die ersten Übungen am Schlagzeug umsetzen darf, gibt Dirk Brand einen umfassenden geschichtlichen Überblick über die Grundlagen und Entwicklung der Notenschrift und eine ausführliche Zusammenfassung über musikalische Abkürzungen, Drum-Chart-Zeichen (z. B. Fills und „Open – till cue“) und Erklärungen zu musikalischen Zeichen (z. B. Dynamikzeichen und Tempoübergänge), die in einer klassischen Orchesternotation verwendet werden.
Im Praxisteil, der in fünf Kapitel unterteilt ist, gibt es neben Konzepten, Vorübungen, Akzent- und Groove-Studien und Groove-Übungen auch Section-Figuren oder Ensemble-Figuren. Aber auch grundsätzliche Fragen, wie „Welche Achtel soll ich akzentuieren?“, „Wie zähle ich die einzelnen Takte und rhythmischen Figuren?“ oder was man tun kann, wenn man aus dem Takt gekommen ist, werden thematisiert. Mit über 100 Übungen deckt dieses Buch damit eine umfassende Bandbreite an jeder erdenklicher Situation aus der Rock-, Pop- und Funk-Musik ab. Auch die Tipps des Autors, welcher Drum-Fill wann funktioniert und was man lieber bleiben lassen sollte, machen dieses Buch zu einem wertvollen Übe- und Nachschlagewerk für jeden Drummer – ob Anfänger oder Fortgeschrittener.
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Inhaltsverzeichnis
CD-Trackliste
Wie entstand die Idee zu „Chart Reading für Schlagzeuger“?
Chart Reading für Schlagzeuger – was ist das eigentlich?
Zum Aufbau des Buches und zur CD
Wie arbeite ich mit diesem Buch?
I. Geschichte und Grundlagen
1. Die geschichtliche Entwicklung der Notenschrift
2. Notenwerte, Tempo, Rhythmik und Metrik
3. Wann gab es wohl die ersten Noten für Schlagzeuger?
Schlagzeuglegende
II. Musikalische Abkürzungen – Drum-Chart-Zeichen – Road Map (Fahrplan) – Erklärungen
1. Takt – Tempo
2. Formteile – Wiederholungszeichen
3. Abkürzungen, „Faulenzer“
4. Fill – Solo – Open – Open till cue
5. Akzente – Artikulation
6. Zeichen/Abkürzungen für Tempoübergänge
7. Dynamik
8. Brillengläser
9. Musikstil – Time – Groove
III. Drum Chart – Beispiele
1. Ausführliche Erklärungen zum musikalischen Ablauf
bei verschiedenen Drum-Chart-Ausführungen
2. Leadsheet/Melody Chart
IV. Section-Figur oder Ensemble-Figur
Section-Figur
Ensemble-Figur
Set-up Fill
Ensemble-Figuren bei der Begleitung eines Solisten
Lange Noten, kurze Noten und Artikulationszeichen
Artikulationszeichen bei Section- und Ensemble-Figuren
V. Konzepte und Vorübungen
1. Akzentfiguren als Achtelnoten
2. Akzentfiguren als Sechzehntelnoten
3. Die „Eight Note Rule“ oder „Welche Achtel soll ich akzentuieren?“
Lange und kurze Akzente durch „Atmungs-Set-ups“ vorbereiten
VI. Akzentstudien
Erklärungen und Übungstipps zu den folgenden Akzentstudien
Akzentstudien
Two Bars
Two Bar Mix
Four Bar Mix
Solieren über Vamps und Kicks
Mini–Charts
VII. Groove–Studien und Übungen
Groove-Vorschläge
HiHat/Ride-Cymbal- und Bassdrum-Übungen
Bassdrum-Pattern
Weiterführende HiHat-Übungen
Drum Chart – wie zähle ich die einzelnen Takte und rhythmischen Figuren?
Chart – was ist, wenn man „verloren geht“?
Akzente – welche sollte ich spielen und welche kann ich weglassen?
Wie erstelle ich mir selbst einen Drum Chart?
Finden Sie Mable
Glossar – die wichtigsten musikalischen und englischen Abkürzungen in Drum Charts
Weiterführende Literatur
Schlusswort
Medien
Autoren Info
Dirk Brand, Jahrgang 1969, Studium am Percussion Institute of Technology in Los Angeles, Live- und Studio-Drummer für zahlreiche nationale und internationale Künstler aus dem Pop-, Jazz-, Rock- und Unterhaltungsbereich. Workshopautor für „Drum & Percussion“, Workshopleiter bei Drum Camps und an Schulen, Lehrer der „Modern Drum School“.